Konzept
Was ist das KED?
Das Korpus einfaches Deutsch (KED) ist eine digitale Sammlung bildungssprachlicher Texte in einfachem Deutsch. Unter Texte in einfachem Deutsch werden hier solche Texte verstanden, die für Lesende mit (vermutlich) eingeschränkter oder noch unterentwickelter Lesekompetenz geschrieben sind. Von solchen Texten ist zu erwarten, dass die Textproduzenten sie verständlicher und an die Bedürfnisse ihrer Adressaten angepasst formuliert haben (Bredel und Maaß 2016, 537). Die Auswahl der Texte erfolgt also ausdrücklich nicht nach formalen Kriterien der Einfachheit oder Komplexität eines Textes (etwa der Satzlänge oder dem Umfang des verwendeten Wortschatzes), sondern nach pragmatischen Kriterien. Enthalten sind beispielsweise Texte aus dem Online-Kinderlexikon Klexikon. Diese Texte sollen laut Webseite „kindgerecht“ gestaltet sein, d.h. „dass der Inhalt gut verständlich ist und an die Lebenswelt von Kindern anschließt“1. Ein weiteres Beispiel sind Texte aus dem Online-Angebot der Apotheken Umschau in einfacher Sprache. Diese Texte sind mit der Absicht formuliert, „besonders verständlich“ zu sein, so dass „[a]lle Menschen […] sich über medizinische Themen informieren können“2.
Für wen ist das KED gedacht?
Das KED ist in erster Linie für die Verwendung im Deutschunterricht in unterschiedlichen Facetten gedacht. Sein pragmatisch einfaches Profil macht das KED für die Sprachvermittlung potenziell attraktiver als die meisten bestehenden Korpora des Deutschen, deren Texte häufig zu schwierig für den Unterricht auf niedrigen Sprachniveaustufen sind. Zudem sind sie weitgehend forschungsorientiert, während das KED an den Bedürfnissen von sprachpraktisch interessierten Nutzerinnen und Nutzern ausgerichtet.
Das KED ist zum einen gedacht für Lehrende, die im erstsprachlichen Deutschunterricht oder in der Vermittlung des Deutschen als Fremdsprache und des Deutschen als Zweitsprache tätig sind. Zum anderen bietet das KED Deutschlernenden die Möglichkeit, das Korpus nach sprachlichen Mustern, Wörtern oder Volltexten für die eigenen kommunikativen Bedürfnisse zu durchsuchen. Obwohl primär sprachdidaktisch ausgerichtet, besitzt das KED zudem Relevanz für sprachwissenschaftlich Forschende als Datenbasis für die korpuslinguistische Untersuchung sprachlicher Komplexität und Einfachheit, etwa durch quantitative oder qualitative vergleichende Analysen von Teilkorpora des KED mit anderen Korpora.
Welche Arten von Texten sind im KED enthalten?
Sämtliche Texte des KED sind authentisch (Gilmore 2007) in dem Sinne, dass sie von echten Schreibenden für eine echte Leserschaft mit der Absicht produziert wurden, um eine echte Botschaft zu übermitteln oder eine andere kommunikative Handlung zu realisieren.
Die Texte sind bildungssprachlich mit Bezug auf ihre Themen, Sprachhandlungen und Textsorten. Mit Bildungssprache wird das Register einer Sprache bezeichnet, das im Kontext formaler Bildung (z. B. in Schule oder Universität) besonders relevant ist (Gogolin und Lange 2011). Das bildungssprachliche Register ist als eine Auswahl von Sprachmitteln beschreibbar, die sich aufgrund ihrer formalen oder pragmatischen Eigenschaften besonders gut für die Wissensvermittlung und die Kommunikation in formalen Bildungskontexten eignen. Hierzu gehören beispielsweise ein sachlicher Stil und logischer Aufbau von Texten, abstrahierende und differenzierende Ausdrücke sowie unpersönliche Formulierungen (z. B. Passivsätze). Solche Eigenschaften sind typisch für bestimmte Textsorten, die in der formalen Bildung eine zentrale Rolle spielen, etwa Sachtexte, Berichte oder Argumentationen.
Die im Korpus enthaltenen Texte sind vorwiegend Lexikonartikel, Erklärtexte und Experimente sowie Argumentationen, die häufig ausdrücklich inhaltlich an schulischen Curricula orientiert sind und den Fachunterricht ergänzen sollen. Sie behandeln Themen der Allgemein- oder schulischen Bildung. Hinzu kommen Nachrichtentexte zu politischen, kulturellen oder sportlichen Themen sowie Ratgeber-Texte, insbesondere zu Themen der Ernährung und der Gesundheit. Die meisten der im KED vertretenen Textsorten und Themen sind auch für die DaF-/DaZ-Vermittlung von Relevanz.
Nicht ins KED aufgenommen wurden narrative Texte (z. B. Erzählungen) oder fiktionale Texte wie etwa Märchen, sowie Texte in „Leichter Sprache“ (Bredel und Maaß 2016). Texte in Leichter Sprache werden von speziell geschulten Autoren verfasst und richten sich vorwiegend an Menschen mit dauerhaften kognitiven Einschränkungen. Sie folgen einem festen Regelwerk und weisen besondere formale Eigenschaften auf, beispielsweise die Schreibung aller Nomenkomposita mit Bindestrich oder die weitgehende Vermeidung von Passivkonstruktionen. Insgesamt weist diese Sprachvarietät daher zu große Abweichungen von üblichen schriftsprachlichen Texten auf und würde bei Korpusanfragen zu unerwünschten Artefakten führen. Nicht im KED enthalten sind weiterhin Texte mit explizit sprachdidaktischer Absicht, die z. B. eine bestimmte sprachliche Zielstruktur hervorheben oder Wortschatz vermitteln sollen.
Welche didaktischen Möglichkeiten bietet das KED-Portal?
Das KED-Portal bietet einen nutzerfreundlichen, an didaktischen Bedürfnissen orientierten Zugang zu aktuellen authentischen Sprachdaten. Über die KED-Suche können Nutzerinnen und Nutzer nach Belegen für einzelne Wörter oder Wortfolgen, für Wortarten und für grammatische Konstruktionen suchen, die gefundenen Belege verarbeiten, analysieren und unkompliziert herunterladen. Zudem lässt sich die Suche auf bestimmte Textsorten (z.B. Experimente oder Empfehlungstexte), Vertextungsstrategien (z.B. erklären, berichten), Themenbereiche (Gesundheit und Krankheit, Politik und Gesellschaft) und Adressatengruppen (z.B. Kinder) einschränken. Die KED-Suche umfasst darüber hinaus eine Reihe weiterer didaktisch nützlicher Funktionen, etwa die Einschränkung der Suche auf kürzere Texte oder auf Texte mit besonders häufigen Wörtern (Textdeckung). Daneben sind auf dem KED-Portal an unterschiedlichen Stellen didaktische Materialien (Szenarien, Unterrichtssequenzen, Hilfedateien, Blogbeiträge) zu finden, die Lehrende dabei unterstützen sollen, das KED in ihrer Unterrichtspraxis zu verwenden.
Literatur
Fußnoten
https://klexikon.zum.de, 06. November 2024.↩︎
https://www.apotheken-umschau.de, 06. November 2024.↩︎